Notre Dame de Paris - à Kassel!

Kategorie: Neuigkeiten
In Begleitung von Frau Dehnert und Frau Brüning besichtigten der Französisch Vorleistungskurs der E2 und der Leistungskurs Französisch der Q4 die berühmteste Kathedrale Frankreichs: Die Notre Dame de Paris! Aufgeführt im Staatstheater Kassel musste man sich aus der Sprachkulisse der Kasseler Innenstadt erst einmal ein wenig einfühlen in das Pariser Französisch des Jahres 1482. Tatsächlich war es aber ganz leicht, dem Stück auch auf Französisch folgen zu können (zumindest einfacher, als den Hintereingang des Theaters zu finden, bei dem wir uns treffen sollten).
Victor Hugos historischer Roman, dessen Hauptcharakter tatsächlich die Kathedrale selber ist, zeichnet die Geschichte des missgebildeten Quasimodo, der als Waisenkind von Priester Frollo in der Kathedrale als deren Glöckner großgezogen wird. Quasimodo, der aufgrund seiner Erscheinung nie in freundliche Hände geraten ist, fasst eine ehrliche Liebe für die schöne Esmeralda, die ihm als erster Mensch etwas Gutes tut. 
Die sympathische Esmeralda, die sich gleich am Anfang über die Religion, Frankreichs König und besonders über den Priester selbst lustig macht, rief uns gleich mal dazu auf, aufzustehen und einen «nouveau roi» , einen neuen König zu fordern. Als dann jedoch «le plus laide» unter uns für eine französische Zeremonie gefunden werden sollte, war klar: Wir spielen mit! So stellten wir das überaus passive Pariser Volk dar, welches Victor Hugo für sein Schweigen trotz der Missstände so kritisierte. Entgegen seines Gelübdes als ein Mann Gottes, verliebt auch Frollo sich in die Zigeunerin und muss sich fragen: «La désirer fait-il de moi un criminel?» Damit diese Sünde nicht zutage kommt, wird Esmeralda bald der Hexerei beschuldigt und ist von da an in ständiger Gefahr.
Besonders schön waren die glücklichen Momente, von denen es trotz der Tragik doch einige gab. Wer Esmeralda am Ende zum Lachen bringt? Quasimodo selbst, der es leider nicht hören kann und dennoch veranstalten die beiden ein wahres Konzert aus dem Glockengeläut und ihrem Gesang.
Beinahe 200 Jahre ist es nun her, seitdem Hugo seinen romantischen Roman niederschrieb! Wie kann es dann sein, dass er auch in 2023 noch Schülerinnen und Schüler in seinen Bann zieht? Ganz einfach: Das Ziel des Romans ist auch heute noch aktuell! Denn kämpfen wir
nicht wie Quasimodo im Jahr 1482 heute auch noch für soziale und moralische Gerechtigkeit? Ist die »Condition humaine» - die Bedingung der menschlichen Existenz - nicht gerade erst unsere Halbjahresthematik gewesen? Trotz der tragischen Wendung, die die Erzählung immer weiter nimmt, konnten wir echt viel lachen: Sei es über die Gardes mit ihrem mechanischen Marschieren oder den Verlobten »ennuyeuse », des dritten Verehrers Esmeraldas.
Obwohl das Theaterstück sehr komplex war, konnte man sich gemütlich zurücklehnen und vielleicht vergaß ja auch der ein oder andere ganz kurz, dass das Stück auf Französisch war!