Mit der Stadt Weimar verbindet man unmittelbar die Dichter Goethe und Schiller, die für die Epoche der Weimarer Klassik stehen. Doch ist die Geschichte Weimars wesentlich vielseitiger, wie knapp 100 Schüler und Schülerinnen des Schwalmgymnasiums am Mittwoch, den 6. Juni 2018 erleben durften. Denn das jährliche Ziel aller Deutschkurse der Jahrgangstufe Q2 ist die 60.000 Einwohner zählende Stadt in Thüringen, welche geschichtlich und kulturell äußerst bedeutsam ist.
Passend dazu war der erste Programmpunkt das Goethe-Nationalmuseum, genauer das Wohnhaus Goethes, welches zentral im Stadtkern am sogenannten Frauenplan liegt und vom Busbahnhof aus gut zu erreichen ist. Dort erlebten alle Schüler(innen) in Goethes ehemaligem Wohnhaus hautnah, wie der Dichter gelebt, gearbeitet und auch geforscht hat. Für den Leistungskurs im Fach Deutsch folgte auf diese spannende Entdeckungsreise durch die Zeit eine Führung durch die Goethe-Ausstellung, welche von dem Literaturhistoriker Dr. Paul Kahl geleitet wurde. Dieser gab an ausgewählten Exponaten einen ausführlichen Einblick in das Leben und Schaffen Goethes, beantwortete die Fragen der neugierigen Leistungskursschülerinnen und -schüler und stellte eindrücklich dar, dass die Geschichte Weimars auch in Hinsicht auf Goethe und die Erinnerung an ihn vielschichtig ist.
Zur gleichen Zeit war es den Schülerinnen und Schülern der Grundkurse schon möglich, die Stadt in Kleingruppen zu erkunden, wobei den Jugendlichen vor allem das Goethe-Schiller-Denkmal, welches vor dem Deutschen Nationaltheater steht, in Erinnerung blieb. Dieses Denkmal erinnert an die Freundschaft, die die Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller verband, es wurde erschaffen für die Nachwelt, da die aus Bronze gefertigte Skulptur erst seit 1857 dort thront und somit 25 Jahre nach dem Tod Goethes errichtet wurde.
Nach diesem Block zur freien Gestaltung, bei der auch die Mitglieder des Leistungskurses weitere Einblicke in das Leben der Stadt gewinnen konnten, machte sich dieser Kurs auf den Weg - jedoch nicht wieder nach Treysa, da in diesem Jahr erstmalig eine Übernachtung vor Ort möglich war. Als Quartier bot sich das Wielandgut an, welches sich etwas außerhalb von Weimar, genauer in Oßmannstedt, befindet. Dabei handelt es sich um die ehemalige Wohnstätte des Dichters Christoph Martin Wieland, welche nun durch die Klassik Stiftung Weimar verwaltet wird und idyllisch am Fluss Ilm gelegen ist und außerdem mit einem sehr großen und romantisch-weitläufigen Park zum Verweilen einlädt. Diese Möglichkeit nutzten auch die 14 Schülerinnen und Schüler sowie die zwei begleitenden Lehrkräfte, Frau Vagt und Herr Spenner. Zur gleichen Zeit in Weimar machten sich die Schüler der Grundkurse wieder in Bussen auf den Weg in die Schwalm.
Dennoch ließ der nächste Programmpunkt des Leistungskurses nicht lange auf sich warten: Nach einer kurzen Zugfahrt von Oßmannstedt zurück nach Weimar stand eine Stadtführung auf dem Programm, bei welcher die Führerin, Uta Tannhäuser von der Weimar-Jena-Akademie, den Schülerinnen und Schülern von der wechselhaften Geschichte Weimars berichtete, die sie als Bürgerin der ehemaligen DDR und als langjährige Bewohnerin Weimars zum Teil selbst miterlebte, was erneut zu vielen neugierigen Fragen der Schülerschaft führte. Auch verdeutlichte sie unter anderem, wie schamlos sich die Nationalsozialisten am Erbe der Klassiker bedienten, und sie zeigte hierfür Beispiele innerhalb des Stadtgebietes.
Doch auch für die engagierten Mitglieder des Deutschkurses gab es die Möglichkeit, sich auf die Spuren des in Weimar allgegenwärtigen Goethes zu begeben. Bereits am Vortag wurden im Unterricht für Kleingruppen Gedichte ausgeteilt, welche das Leben Goethes passend zu ausgewählten Orten gut beschreiben, und eben diese Punkte in Weimar waren spannend, da auch Frau Tannhäuser neben den Gedichtvorträgen Interessantes zu erzählen wusste.
Schließlich beginnt aber auch der noch so begeisterte Kulturfreund irgendwann zu „schwächeln“ und so erging es auch allen Beteiligten, denen am Abend in Oßmannstedt die Augen sprichwörtlich sofort zufielen, da es ja so viele Eindrücke zu verarbeiten galt.
Nach einer geruhsamen Nacht auf dem Land brach der Leistungskurs erneut auf, um diesmal ein weiteres Kapitel der ambivalenten Weimarer Geschichte zu erleben: das ehemalige Konzentrationslager, die heutige Gedenkstätte Buchenwald, welche nur acht Kilometer von Weimar entfernt liegt und daher auch ein maßgeblicher Bestandteil der Stadtgeschichte ist, wie in der Führung deutlich wurde. Auch 70 Jahre nach Kriegsende wird allen Besuchern klar, dass es wichtig ist, sich der unbeschreiblichen Geschehnisse bewusst zu werden und der Opfer zu gedenken, somit ist der Besuch der Gedenkstätte allen eine Mahnung.
Nach der Führung und der Fahrt zurück in den Stadtkern Weimars gab es nochmals Zeit für die individuelle Erkundung der Stadt, bis schließlich auch der Deutsch-Leistungskurs die Heimreise mit dem Zug antrat.
Als Fazit kann man sagen, dass der Besuch allen Deutschkursen eine gute Möglichkeit bot, den Dichter Goethe, dessen Werk „Faust“ im kommenden Schuljahr behandelt werden wird, besser zu verstehen und auch seine Lebensumstände sowie seine Freundschaft zu Schiller nachzuvollziehen. Weiterhin ist Weimar ein eindrucksvolles Beispiel für die verschiedensten Facetten deutscher Geschichte, nicht zuletzt, da auch die Gründung der Deutschen Republik 1919 in Weimar stattfand - ein zentrales Unterrichtsthema der gymnasialen Oberstufe.
Zu guter Letzt bleibt zu erwähnen, dass auch die Resonanz der Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Leistungskurses auf das erweiterte Programm sowie die Übernachtung durchweg positiv war und es sich gewiss von Vorteil für den Unterricht erweisen wird, den Ort Weimar, dessen Kultur und Geschichte prägend für Deutschland war, real zu erleben. Doch ebenso eindrucksvoll wird die Ambivalenz der Geschichte Weimars in Erinnerung bleiben.