Diamanten vom Sensenmann

Zehntklässler im Kasseler Museum für Tod und Bestattungskultur

Das fängt ja gut an: Unter dem eigenen Spiegelbild im Toilettenraum stehen die Worte „Ich werde sterben“. Dass der Tod und der Umgang mit ihm zum Leben gehören, macht ein Besuch in diesem Museum bis in den letzten Winkel begreifbar: „Das Museum für Sepulkralkultur in Kassel ist das weltweit einzige Museum, das sich ausschließlich mit den Themen Sterben, Tod, Bestattung, Trauer und Gedenken befasst“ (www.sepulkralmuseum.de) – informativ, anschaulich und manchmal durchaus unterhaltsam.

 

Hier ist alles zu finden von wertvollen Trauertrachten vergangener Jahrhunderte mit aufwändigen Stickereien bis hin zu leuchtenden Plastik-Totenschädeln aus Mexiko. Von kunstvoll bemalten Särgen aus der Familiengruft derer von Stockhausen aus Trendelburg bis zum Designer-Regal, das nach dem Tod des Besitzers ressourcenschonend zum Sarg umgebaut wird. Von prunkvollen Kutschen zum Leichentransport bis hin zur kleinen Metallkapsel, die der Weltraumbestattung dient und gleich neben den künstlichen Diamanten aus der Asche Verstorbener zu bestaunen ist. Von Gedenk-Schmuckstücken aus den Haaren Verstorbener zu Zeiten, als es noch keine Fotos gab oder sie zu teuer waren, bis zur leuchtend blauen Fan-Urne im HSV-Design (es gibt sie auch von anderen Vereinen), die Fußballfans heute wählen können. Und schließlich von den verwitterten alten Grabsteinen aus Sandstein bis hin zum neuesten Schrei in Sachen Sterben: „Sarco“, der futuristisch anmutenden Maschine zur Selbsttötung, die einem 3D-Drucker entsprungen ist und ab 2022 in der Schweiz bei der Sterbehilfeorganisation „Exit“ zum Einsatz kommen soll. Für die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen, die sich in den Religionskursen von Frau Möbus und Frau Dieling zur Zeit mit dem Thema „Sterben, Tod und Auferstehung“ beschäftigen, war dieser Vormittag in Kassel ein „Muss“. Nach Hause ging es im Sonnenschein – durch die Glastür, die den Museumsbesuchern als letzten Gruß mit auf dem Weg gibt: „Leben Sie wohl.“