Im Rahmen des Jubiläumsjahres der jüdischen Kultur (1700 Jahre) besuchte am 8. November 2021 Eva Stocker als Zeitzeugin der Shoa das Schwalmgymnasium und ermöglichte der Jahrgangsstufe 12 einen genaueren Einblick in ihr Leben und in das Leben weiterer Zeitzeugen*innen, die Frau Stocker einst selbst interviewte. Der Besuch wurde durch die Gedenkstätte Trutzhain ermöglicht.
Eva Stocker konnte den Transport in ein Konzentrationslager überleben, da ihre Mutter sie auf dem Weg zur Deportation aus dem Waggon gereicht und sie somit an einer Bahnstation in Ungarn hinterlassen hat. Mit 12 Jahren fand sie zufällig einen in einem Schuhkarton versteckten Zettel und erfuhr dadurch, dass sie bei Adoptiveltern aufwächst. Die Suche nach dem eigenen Ich begann Frau Stocker ab dem 18. Lebensjahr. Sie berichtete uns, dass sie viele Anträge gestellt hat und um Archivrecherchen bat, um mehr über ihre leiblichen Eltern und vor allem auch über sich selbst zu erfahren, denn wie sie sagte, weiß sie bis heute nicht ganz sicher, wie alt sie eigentlich ist. Seitdem der ungarische Ministerpräsident Victor Orban die ungarischen Archive für 100 Jahre geschlossen hat, ist eine weitere Recherche nicht mehr möglich.
Das Schicksal ihrer Familie beschäftigte sie sehr, so fing sie an, sich mehr mit der schrecklichen Zeit auseinanderzusetzen und interviewte andere Überlebende, die sie kontaktieren konnte. Ihre eigene Geschichte und die Geschichten der Überlebenden waren viele Jahre später die Motivation für ihre dreiteilige Filmserie, die sie ihrer Mutter widmet. Uns präsentierte Eva Stocker einen Querschnitt der ersten zwei Teile und gab uns die Möglichkeit, durch die Geschichten der Zeitzeugen*innen, die die Shoa überlebten und auch über ihr Leben danach berichteten, einen genaueren Eindruck zu gewinnen.
Auch wenn wir anfangs sehr mitgenommen waren, haben wir Frau Stocker als eine sehr starke Persönlichkeit erlebt und danken ihr im Namen des Schwalmgymnasiums und der Jahrgangsstufe 12 sehr herzlich für ihren Besuch bei uns.