Alles Gute, Frau von Schenk!

Nach langjähriger Tätigkeit in der Mediathek bricht für Ingrid von Schenk am Jahresende ein neuer Lebensabschnitt an. Nachdem sie bereits im Sommer offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden war, verlässt die „gute Seele des SG“ die Schule nun tatsächlich. Im Gepäck hat sie ein Erinnerungsbuch, das zahlreiche aktuelle und ehemalige Mitglieder der Schulgemeinde für sie zusammengestellt haben, um darin ganz individuell ihren Dank und ihre Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Das Märchen „Die Königin des Reichs der Bücher“, das Vorwort dieses Buchgeschenks, ist ein Versuch, die besondere Rolle Frau von Schenks am Schwalmgymnasium zu würdigen. An dieser Stelle fassen wir uns kurz: Wir werden Sie vermissen! Machen Sie’s gut! 

 

Die Königin des Reichs der Bücher - ein Märchen

Es war einmal eine Königin, die herrschte viele Jahre lang über das Reich der Bücher. Sie hatte es vermocht, den Ort des Lesens gleichsam in einen Ort der Zuflucht und Entspannung zu verwandeln. Und so verehrten ihre kleinen und großen Untertanen sie sehr, denn sie regierte mit Anmut, Eleganz und Würde, vor allem aber mit großer Güte und noch mehr Herz.

Und kam ein Mädel oder ein Jüngling daher, so las sie ihnen von den Augen ab, wie sie behilflich sein könnte. Nicht nur hatte sie immer das passende geschriebene Wort zur Hand. Nein, viel wichtiger noch: Ein ums andere Mal gab die weise Königin einen guten Rat, sprach Mut zu oder spendete Trost. Immer hatte sie ein fröhliches Lächeln und ein freundliches Wort auf den Lippen.

Von Zeit zu Zeit kamen aber Menschlein daher, die taten, wonach ihnen der Sinn stand und sie taten es laut und ließen jeglichen Respekt vermissen. Da ward die Königin böse und verbannte sie aus ihrem Land. Die anderen Untertanen staunten nicht schlecht ob der Strenge ihrer Königin. „So kennen wir sie gar nicht!“, riefen sie erstaunt. Doch sogleich erkannten sie darin die Sorge ihrer Hoheit um das Reich der Bücher. Denn wenn sie das Wohl ihres Volkes gefährdet sah, zögerte die Königin nicht, die Missetäter zu tadeln. Aber kamen diese zur Einsicht, so zeigte sich die Königin gnädig und die Kindlein dankten es ihr auf ewig. So zogen die Jahre friedlich dahin. Und ginge es nach den Untertanen, dann sollte es ewig so weitergehen.

Eines Tages jedoch verbreitete sich eine Kunde, die wollten die meisten nicht glauben: „Die Königin dankt ab!“ schalt es von überall her und den Menschlein stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Sie klagten: „Wie soll es bloß mit uns weitergehen? Ohne unsere Königin sind wir verloren!“

Doch die Klugen, obgleich auch sie ihre Königin vermissen würden, sprachen: „Wer hat den Ruhestand verdient, wenn nicht sie? Und auch wenn sie unersetzlich ist, so wird sie uns nicht zurücklassen, ohne für eine hoffnungsvolle Nachfolge zu sorgen.“ Auch wenn ihnen das Herze schwer war, wussten die meisten doch um die Wahrheit dieser Worte. Da beschlossen sie, ihrer Königin einen Abschied zu bereiten, der ihrer würdig war. Welches Geschenk war naheliegender für die Königin des Reichs der Bücher als ein Buch? Was böte sich eher an als ein herzliches Wort für die herzliche Königin?

So geschah es, dass sich die Untertanen in Schrift und Bild verewigten, jeder und jede auf die eigene Art. Sogar über die Grenzen des Reichs der Bücher hinaus war der Ruf gedrungen, dass ein besonderes Buch, ein Buch der Dankbarkeit und des Abschieds entstehen sollte. So trafen auch aus der Ferne Bekundungen der Zuneigung und Wünsche für die Zukunft ein – zu Ehren der Königin.

Das ist die Geschichte dieses Buches*. Und die Königin? Sie lebte noch lange glücklich und zufrieden und wenn sie von den Seiten aufblickte, die sie in den Händen hielt, dann lächelte sie.

*Foto: Die Königin des Reichs der Bücher mit ihrem Abschiedsbuch