www.hna.de: „Es war eine sehr schwere Zeit“

Für Schüler in Treysa geht ein besonderes Schuljahr zu Ende

Auch die Schüler des Schwalmgymnasiums in Treysa haben eine harte Zeit hinter sich. Womit sie in diesem speziellen Schuljahr in der Pandemie zu kämpfen hatten, erzählen sie im HNA-Gespräch.

Schwalm – Erschwerte Vorbereitung aufs Abitur, Schwierigkeiten im Online-Unterricht: Corona hat dem zu Ende gehenden Schuljahr hart seinen Stempel aufgedrückt. Und vielen fehlt wohl Stoff für die kommenden Jahre. Schüler der fünften, achten und elften Klasse folgten unserer Bitte und berichteten über ihre Gefühle und Erfahrungen aus den vergangenen Monaten.

Unterricht mit Maske

Zweimal die Woche testen und Masken im Schulgebäude – so macht es das Schwalmgymnasium in Treysa momentan, und das ist längst Routine. „Die Masken waren der angenehmste Teil“, findet Lars Itzenhäuser, der nach den Sommerferien in die 12. Klasse gehen wird.

Besonders für die Oberstufler und die Einführungsphase war es in der Corona-Zeit schwer: „Wir in der Einführungsphase waren während des zweiten Halbjahrs fast nur zu Hause. Wenn man keine Struktur und gewisse Selbstorganisation hatte, dann ist einem das Homeschooling schwergefallen“, sagt Lenja Helwig, die ebenfalls in die 11. Klasse geht.

Die Einführungsphase bietet den Schülern normalerweise eine Orientierung für die darauffolgenden Leistungskurse. „Manche von uns müssen jetzt ohne Vorbereitung auf den Leistungskurs in die 12. Klasse“, gibt Helwig zu bedenken. Im vorausgegangenen Halbjahr wurden Klausuren nur in den Fächern geschrieben, wo vermutet wird, dass ein Leistungskurs zustande kommt – in den anderen nicht. Das lag daran, dass eine Durchmischung vermieden werden sollte, wie sie üblicherweise in Kursen entsteht.

Demnach waren die 11. Klassen dieses Jahr in Klassenverbände und nicht in Kurse aufteilt. Für den Fall einer Coronainfektion musste so nicht der ganze Jahrgang in Quarantäne. „Aber wir bekommen im nächsten Halbjahr schon Noten, die fürs Abi zählen“, sagt Lenja Helwig. „Als Q-Phase müssen wir gucken, so schnell wie möglich wieder Normalität zu haben“, sagt sie.

Homeschooling

Das Schwalmgymnasium hat während dieser nervenaufreibenden Zeit auf die Lernplattform moodle gesetzt. Dort können Lehrer Lehrmaterialien und Aufgaben zur Verfügung stellen.

Der 14-jährigen Lea Sophie Noll fiel es anfangs schwer: „Man kam durcheinander. Manchen Lehrern musste man Sachen per Mail schicken, manchen per moodle – das war verwirrend.“ Denn laut den Schülern gebe es Lehrer, die diese Plattform nicht genutzt, sondern Kontakt per Mail gehalten haben.

„Ich finde es schockierend, wie einfach es sich manche Lehrer gemacht haben. Es gab teilweise zwei Wochen lang kein Material“, berichtet Itzenhäuser, „und jetzt, wo der Stoff kompensiert werden sollte, gucken wir Filme und machen Notenbesprechung.“ Es habe aber auch viele Lehrer gegeben, die es toll gemacht hätten. Gerade die älteren zeigten laut des 17-Jährigen großes Engagement. „Wer sich extra eine Webcam für Videokonferenzen kauft und sonntagsabends ans Telefon geht, um Probleme zu lösen – da sag ich nur: Daumen hoch“, lobt er und lacht.

Doch trotz Mühen der Lehrer kamen einige Schüler einfach nicht mit. Das Problem sei oft gewesen, dass man keinen geregelten Tagesablauf hatte und deswegen viel aufschob oder vielleicht auch vergaß. „Für mich war es anfangs auch sehr schwierig, jetzt ist es besser“, erklärt die 15-jährige Vanessa Wagner. Und Lars Itzenhäuser unterstreicht: „Es ist viel Lernstoff, der einfach nicht hängen bleibt. Ich kenne viele, die erst nachts ihre Aufgaben gemacht haben – oder gar nicht“, erklärt er weiter.

Freizeit

„Wir haben im Homeschooling gleichviele Aufgaben wie im normalen Unterricht bekommen, aber ich hatte mehr Freizeit“, sagt die Fünftklässlerin Kathi Spangenberg. Sie und Klassenkamerad Bo Schwalm sind jeden Morgen früh aufgestanden, um ihre Aufgaben zu erledigen.

Gegen 11 Uhr seien sie meist fertig gewesen. „Dann hatte ich Zeit, mit meinen Freunden zu spielen“, sagt der Elfjährige. Lehrer hätten bei Fragen immer geholfen, so Bo Schwalm, dennoch möchten auch die Fünftklässler lieber wieder in der Klasse unterrichtet werden. „Ich bin viel lieber in der Schule. Da kann ich mehr unternehmen und mit Freunden spielen“, sagt der Schüler.

Laut Itzenhäuser lernt man sowieso viel besser in einer Gruppe. Man könne Probleme schneller lösen, weil alle die gleichen Aufgaben haben. Homeschooling sieht er also weiterhin kritisch: „Die sozialen Kontakte gehen komplett verloren.“

Zukunft

Die Schule sei allerdings in keinem Fall Schuld an der Krise, die die Schüler durchmachen mussten. „Das Negative ist der Situation geschuldet.

Die Schule hat das gut hinbekommen und die Lernplattform hat gut funktioniert, aber im Vergleich mit der Normalität, die wir kennen, war es einfach schlechter“, so Lenja Helwig. Es habe einfach eine Schulung auf die Situation gefehlt. Für sie ist klar: „Die Voraussetzung, dass der Schulalltag langfristig wieder funktioniert, ist, dass so viele wie möglich geimpft werden“, erklärt Helwig.

Doch trotz aller Widrigkeiten im vergangenen halben Jahr sieht Lars Itzenhäuser optimistisch in die Zukunft: „Ich denke jeder freut sich wieder hier zu sein. Es gab viel Negatives in der letzten Zeit, aber wir haben das Positive wieder schätzen gelernt“, sagt er. Man müsse mehr Wertschätzung haben. (Kira Müller)

Christoph Rehbein, der das Schwalmgymnasium zurzeit leitet, über das vergangene Halbjahr.

Wie stehen Sie zu dem vergangenen Halbjahr?
Es war eine anstrengende Zeit und eine Herausforderung, die Regelungen des Landes teilweise sehr kurzfristig umzusetzen. Das Schulleben ist auf der Strecke geblieben. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden, wie die Schulgemeinde das gemeinsam gemeistert hat.
Wie ist das Homeschooling gelaufen?
Man muss sich natürlich erst einmal mit der Technik vertraut machen, und die Digitalisierung muss auch noch voran gehen. Es war für alle eine Umstellung, aber unsere Schule ist im Allgemeinen gut aufgestellt.
Wie geht es nach den Sommerferien weiter?
Wenn die Zahlen so bleiben, kann nach den Ferien das normale Schulleben wieder anlaufen. Wir werden dreimal die Woche auf Corona testen und die Masken müssen vorerst auch wieder an den Plätzen getragen werden. Arbeitsgemeinschaften wie zum Beispiel der Chor oder die Musik-Band sollen langsam wieder starten. Der normale Schulbetrieb wird wieder hochgefahren. (kir)