„Wer war schon einmal am Meer?“ Fast alle Finger der Schülerinnen und Schüler gehen nach oben. Nach einem Austausch über die erlebten Momente am Meer, fragt Christian Weigand weiter: „Und wer glaubt, dass es den Meeren gut geht?“ Keine Meldung mehr.
Mit dieser Frage leitete Christian Weigand seinen Vortrag über die Plastikverschmutzung in den Meeren ein, den er im Dezember und ein weiteres Mal kurz nach den Weihnachtsferien am Schwalmgymnasium gehalten hat.
Christian Weigand erzählt zunächst ganz authentisch, wie seine Liebe zum Meer entstanden ist und warum sich der ehemalige SG-Schüler nach seinem BWL-Studium und einem Abschluss in Umwelt- und Ressourcenökonomie dem aktiven Meeresschutz verschrieben hat: „Ich möchte etwas tun, das den Unterschied macht!“ Seitdem reist der passionierte Surfer durch die Welt und organisiert beispielsweise „Beach Clean ups“, um die besuchten Strände „ein bisschen besser zu verlassen“, als er sie vorgefunden hat. Auf seinen Reisen trifft er gleichgesinnte Menschen und erzählt deren und die eigenen Geschichten auf seiner Homepage „Blue Awareness“. Dabei sei es ihm vor allem wichtig, Emotionen bei den Lesern zu erzeugen, damit nicht nur der Kopf, sondern vor allem das Herz erreicht werde, denn nur so lasse sich das Bewusstsein schaffen, nicht nur etwas für die Meere tun zu müssen, sondern das auch zu wollen.
Auch in seinen Vorträgen am SG informierte Christian Weigand nicht bloß über wichtige Fakten wie die klimatische Bedeutung der Meere, ihre Funktion als Nahrungsquelle oder die Verschmutzung durch Mikroplastik aus bspw. Kosmetikprodukten oder durch Reifenabrieb, sondern weckte ebenso Emotionen. Als er ein Video einer Meeresschildkröte zeigte, der offenkundig unter erheblichen Schmerzen ein Plastikstrohhalm aus der Nase entfernt wird, war es erschreckend still in der Mensa. Wohl alle konnten mit diesem Einzelschicksal, das symbolisch für den oft verantwortungslosen Umgang des Menschen mit der Natur steht, mitfühlen.
Die Zuhörer wurden jedoch nicht betroffen zurückgelassen. Wenn wir Menschen das Problem verursachen, dann können wir auch die Lösung sein, so Weigand. Unter den Schlüsselbegriffen RECYCLE, REUSE und REDUCE zeigte Christian Weigand Handlungsmöglichkeiten auf und betonte dabei vor allem das Reduzieren des Plastikmülls, da die Entsorgung bzw. das Recyclen nicht unproblematisch seien, z.B. ließen sich Verbundstoffe nur schwer trennen. Auch die Schülerinnen und Schüler teilten ihre vielfältigen Ideen miteinander, Plastik zu reduzieren: weniger Plastikverpackungen kaufen, Stoffbeutel statt Plastiktüten verwenden, wiederverwendbare Trinkflaschen und -becher benutzen oder silikonfreies Shampoo selbst herstellen.
Christian Weigand warnte abschließend jedoch auch vor einer „Alles-oder-nichts-Mentalität“. Oft würden gute Vorsätze nicht durchgehalten, weil man sie zu perfektionistisch angehe. Daher sei es wesentlich effektiver, sich kleine Ziele zu setzen. Bevor man z.B. den nächsten Waldspaziergang nicht mehr genießen könne, weil man mülltütenweise Plastik einsammle, sei es auch schon hilfreich, bei jedem Aufenthalt in der Natur nur drei Dinge einzusammeln. Denn auf einen kleinen Schritt folgten oft noch weitere.
Wer Christian Weigands Projekt verfolgen möchte, gelangt hier zu seiner Website „Blue Awareness“. Dort hat man nicht nur die Möglichkeit zu spenden, sondern kann auch seinem Verein beitreten und selbst Teil von „Saving the ocean“ werden.