Plan B, aber trotzdem „eine wahnsinnige Erfahrung! “
Gilserberg statt Houston, vor dem Bildschirm statt vor Ort: Wie die vieler anderer hat die Corona-Pandemie auch Saskia Zulaufs große Pläne für dieses Jahr vereitelt.
Nachdem die Schülerin des Schwalmgymnasiums den NASA-Wettbewerb des Schuljahres 2019/2020 gewonnen hat, will sie eigentlich für vier Wochen nach Texas zur United Space School und zur NASA reisen, um dort gemeinsam mit Jugendlichen aus aller Welt an einem Raumfahrt-Projekt zu arbeiten. Doch je näher der Abreisetag rückt, desto mehr spitzt sich die Lage zu, vor allem in den USA. Der Workshop wird schließlich abgesagt. Aber Not macht erfinderisch und so entsteht ein ganz neues Projekt: die Global Space School 1. In online-Meetings plant Saskia mit acht Jugendlichen und einem Mentor zwei Wochen lang eine Mission zu einem Asteroiden. Ihre Bilanz: „eine wahnsinnige Erfahrung!“
„Als ich gehört habe, dass ich gewonnen habe, dachte ich, dass ich träume“ erzählt die Schülerin der Qualifikationsphase. Ihr Aufsatz über die Methodik des Terraformings auf dem Mars hat ihr im Dezember 2019 den Sieg beim NASA-Wettbewerb eingebracht. Dank Prof. Dr. Heinz Siebold, einem gebürtigen Schwälmer und ehemaligen NASA-Mitarbeiter, und dank der Stadtsparkasse Schwalmstadt, die bereits seit 2001 als großzügiger Sponsor fungiert, kann das Schwalmgymnasium jedes Jahr einer Schülerin oder einem Schüler die Workshop-Teilnahme an der United Space School in Houston/Texas ermöglichen. Doch 2020 ist vieles anders.
„Natürlich ist es schade, dass ich nicht nach Houston fliegen konnte“, erzählt die Schülerin. Allerdings habe sie zwischenzeitlich befürchtet, dass der Workshop aufgrund der Pandemie überhaupt nicht stattfinden würde. Die Alternative, die Global Space School 1 via Internet, entpuppt sich dann als interessanter und gewinnbringender Plan B. Zwar bleibt das NASA-Gelände für Saskia Zulauf geschlossen, doch Gastreden von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Astronauten, die üblicherweise Teil des Workshops in den USA sind, finden digital statt.
Im Zentrum des neuen Programms steht die Aufgabe, eine Asteroiden-Mission per Videokonferenz zu entwickeln. Mit Jugendlichen aus der ganzen Welt, beispielsweise aus Schottland, Irland, Russland, Italien, Frankreich und Südafrika, „trifft“ sich Saskia täglich online. Obwohl sich das Team nicht wie üblich persönlich begegnet, nicht gemeinsam isst oder zusammen Sportveranstaltungen besucht, lernt es sich immer besser kennen, schließt sogar Freundschaften. Und natürlich arbeitet es zusammen: Gemeinsam sind die Jugendlichen dafür zuständig, dass ein bemanntes Raumschiff die Erde verlassen, den Erd-Orbit erreichen, Kurs zum Asteroiden 3288 Seleucus nehmen, in den Orbit dieses Asteroiden eintreten und dort sicher landen kann. Ein Mentor steht dem Team beratend zur Seite, das sich jetzt mit der Gesundheit der Crew an Board, dem Budget der Mission, dem Transport benötigter Materialien und Weltraumgesetzen auseinandersetzen muss.
Doch neben diesen speziellen Kenntnissen über eine Asteroiden-Mission nimmt die Schülerin noch eine Menge mehr mit. Ihr Englisch habe sich durch die vielen Recherchen und Gespräche verbessert, erzählt sie. Auch Einblicke in die Kulturen und Lebenssituationen der Teammitglieder kann sie als spannende Erfahrung verbuchen. Vor allem die Kooperation ist es aber, die sie tief beeindruckt hat: „Die Zusammenarbeit mit den anderen, der Ehrgeiz, den wir gerade in den letzten Tagen vor Abgabe unserer Präsentation entwickelt haben, das war das Highlight für mich“, erzählt Saskia Zulauf. „Als der Druck immer größer wurde, haben wir alle unser Bestes gegeben“.