„No chaos, damn it!“
Jackson Pollock
Als Chaos würde wohl auch unser Werk bezeichnet werden. Das bunte Farbgefecht, welches im digitalen Kunstunterricht der Q4 von Frau Neiber im Rahmen der Einheit „Prozess und Innovation“ entstanden ist, scheint wie eine Farbexplosion – ohne Struktur, unkontrollierbar. Die Beschreibung ist merkwürdig passend für die jetzige Zeit, in der doch die gesamten äußeren Umstände noch unlenkbarer scheinen als sonst.
Das Resultat, was sich auf der menschlichen Ebene abzeichnet, ist immenser Stress, das Gefühl der Isolation und Einsamkeit, aber auch das Gefangensein in einem monotonen Alltag, wo die zu erfüllenden Pflichten keine willkommene Unterbrechung durch gesellige Abende mit Freunden erfahren, sondern sich in einer Art chaotischen Endlos-Spur hinziehen. Erst ein Schritt nach hinten und das Betrachten aus der Distanz zeigt das Ausmaß der Linien, Spuren, Kleckse, welche sich ohne Anfang und Ende auf der Bildfläche bzw. auf unserem Bildschirm in scheinbar willkürlicher Konstellation zu einem Werk vereinen. Und plötzlich fragten wir uns in der Reflexion dieses abstrakten Bildes: War das ein Kampf? Was ist davor, was dahinter? Alles Zufall oder Absicht? Wie viel Freiheit ist (in der Kunst) möglich?
Pollock würde dazu sagen, dass jeder Künstler, wenn er malt, ein Stück von sich malt. Unter diesem Licht lässt sich auch unser Werk betrachten, welches nicht nur als Gegenmittel gegen die Einsamkeit (völlig Corona konform!) wahrgenommen werden kann, sondern auch als Versuch, ganz im Sinne der Drip Paintings von Jackson Pollock, ein Stück von sich selbst auf der (digitalen) Leinwand zu hinterlassen und die abstrakte Malerei auszuloten. Die Farben, Linien und Flecken, anfangs den einzelnen Teilnehmern der Videokonferenz noch klar zuordbar, sind jetzt vereint, verstrickt und Bestandteil des großen Ganzen. Ein Zusammenhalt im Chaos, sozusagen.