„Es ist die Geschichte der Heimat und sie liegt direkt vor unseren Füßen“, so Jana Riedemann von der Melanchthon-Schule Steinatal bei der Ausstellungseröffnung „Lebenslinien“ in Treysa.
Ihre Schulkameradin Melissa Paul ergänzt: „Es geht um die Schicksale der Kinder, wie sie entkommen sind und manchmal leider auch nicht“.
Ausstellung in der Stadtkirche
Die Ausstellung, die noch bis Freitag, 28. Juni, tagsüber in der Stadtkirche Treysa besucht werden kann, will an die Kindertransporte im Nationalsozialismus erinnern. „Lebenslinien“ ist ein Gemeinschaftsprojekt, betont Pfarrer Dierk Glitzenhirn vom Evangelischen Forum Schwalm-Eder bei der Ausstellungseröffnung. Neben Jürgen Junker als Projektinitiator und -begleiter sowie Mike Luthardt, der die grafische Gestaltung übernommen hatte, waren die Melanchthon-Schule Steinatal, das Schwalmgymnasium in Treysa und die Steinwaldschule aus Neukirchen maßgeblich an der Ausstellung und ihrer Vorbereitung beteiligt. Dafür beschäftigten sich Junker und die Schüler mit den politischen Umständen im Nationalsozialismus, den Biografien der jüdischen Kinder, ihrer Familien sowie mit dem Leben der Helfer.
„Deutschlandweit wurden 18 000 Kinder unter 17 Jahren von ihren Familien mithilfe der Kindertransporte aus dem Land herausgeschafft“, erzählt Junker. Acht von diesen Kindern kamen aus Treysa, Ziegenhain und Neukirchen. „Es ist vor allem dem Einsatz der Helfer und der Eltern zu verdanken, dass diese Kinder den Nationalsozialismus überlebt haben“, so Glitzenhirn. „Die Verabschiedungen der Familien waren ganz dramatisch, denn es war unklar, ob sich die Familien wiedersehen und teils hatten sie noch nicht mal Kontakt“, sagt Junker. Drei der Kinder aus der Schwalm stammten aus Treysa. Über das Leben diese Kinder – nur zwei überlebten – recherchierten die Schwälmer Schüler.
An der Melanchthon-Schule beschäftigten sich die Schüler im Zuge des Geschichtsunterrichts mit den Kindertransporten. Dafür wurde ein dreitägiges Projekt angeboten, in das sich die Schüler freiwillig einwählen konnten. Das haben auch Jana Riedemann und Melissa Paul getan. Die beiden 15-jährigen Schülerinnen haben bei den Aufstellern über den ehemaligen Treysaer Hans Joachim Spier mitgewirkt. Spier wurde am 15. März 1939 mit elf Jahren von seiner Familie in den Zug nach England gesetzt. 2007 verstarb Jack, wie er auch genannt wurde, in seiner neuen Heimat England. Das erfuhren Riedemann und Paul unter anderem aus Emails, die von Spiers Familie und Angehörigen zur Verfügung gestellt wurden.