Verwurzelt in der Schwalm, aber neugierig auf das Leben in anderen Teilen der Welt – für Bernd Gliemann und seine Familie waren die Kanaren ein zweites Zuhause. Hier hatte sich die Familie einen Rückzugsort geschaffen, an dem sie viel Zeit miteinander verbrachte.
Dass Zeit endlich ist, war Bernd Gliemann wohl länger bewusst – und doch ist er jetzt für alle plötzlich gestorben. Der Mathe- und Physiklehrer wurde 54 Jahre.
Kollegen und Schüler trauern
Große Betroffenheit über den frühen Tod herrscht auch im Schwalmgymnasium, bei Kollegen und Schülern. Bis Ostern war Bernd Gliemann noch tätig gewesen, war Klassenlehrer der 9d.
Als Mathe- und Physiklehrer war Bernd Gliemann 22 Jahre am Schwalmgymnasium in Treysa beschäftigt. Er war Klassenlehrer, Tutor, Mentor für Referendare, auch Fachsprecher, und hat viele Schüler zum Abitur begleitet.
Besonders am Herzen lag dem Oberstudienrat die Physiksammlung, die er hegte und sehr pflegte, teils auch reparierte und immer wieder ordnete, berichtet der stellvertretende Schulleiter Christoph Rehbein: „Er war, was seine Fächer angeht, einfach authentisch. Er hat die Schüler mitgenommen – auch die, die sich in Naturwissenschaften schwerer taten.“
Physik war seine Leidenschaft
Schulleiter Mario Cimiotti behält Gliemann als engagierten, freundlichen, ruhigen und besonnenen Kollegen in Erinnerung – sein besonderes Steckenpferd war der Nasa-Wettbewerb, den er dank seines Kontakts zu Prof. Dr. Karl Heinz Siebold, Ziegenhainer und ehemaliger Nasa-Mitarbeiter, ans Schwalmgymnasium holte.
Damit verbunden war ein sicherer Platz auf der Teilnehmerliste des Space-School-Workshops in Houston/Texas. Gute Kontakte pflegte er zu den Sponsoren. Seine zielstrebige Art schätzte man auch im Lions-Club Schwalmstadt, wo er von 2015 bis 2016 als Präsident vorstand.
Kollegen beschreiben Bernd Gliemann als gewissenhaft und verantwortungsbewusst – aber mit Augenmaß, schulische Aufgaben zu erledigen, um dann in den Ferien Zeit für die Familie und die schönen Dinge im Leben zu haben, neugierig und erwartungsvoll zu reisen.
Reisen mit der Familie
Die Neugier auf Kulturen und Menschen hat der gebürtige Ziegenhain auch in seiner Familie weitergegeben – und sie aktiv gelebt.
Nach dem Abitur an der Melanchthonschule, dem Studium in Marburg und dem Start ins Berufsleben an der Edertalschule in Frankenberg waren es die Reisen, die Bernd und Isolde Gliemann als Paar sehr genossen.
„Ab 1998 sind wir dann mehr in die Tiefe gereist“, erzählt seine Frau – mit der Geburt von Leonard, vier Jahre später wurde Sohn Lorenz geboren.
Die Familie schaffte sich ein „zweites Zuhause“ auf den Kanaren. „Das war Qualitätszeit, hat uns eng zusammengeschweißt“, sagt sie. Auch das spanische Festland sei immer wieder Ziel gewesen, beispielsweise um einzutauchen in die Werke von Antoni Gaudi, die Bernd Gliemann sehr beeindruckten.
Noch im Frühjahr war dafür Zeit und Kraft. „Die Krankheit stand nie im Mittelpunkt – und das war gut so“, sagt Isolde Gliemann. Am vorvergangenen Mittwoch ist Bernd Gliemann auf seine letzte Reise gegangen.