Am Dienstag, den 20. März 2018 besuchten wir, die Klasse 9B des Schwalmgymnasiums, das Dokumentations- und Informationszentrum und die Gedenkstätte des KZ-Außenlagers „Münchmühle“ in Stadtallendorf.
Zu Beginn erzählte uns einer der Mitarbeiter des DIZ etwas über die Geschichte Allendorfs (heute Stadtallendorf). Allendorf war ein kleines idyllisches Dorf mit 1500 Einwohnern. Dies änderte sich jedoch 1938, als die Dynamit Nobel AG (DAG) und die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG (WASAG) dort zwei Sprengstoffbetriebe errichteten. Die Allendorfer Werke produzierten und verfüllten bis 1945 unter anderem über 125.000 Tonnen TNT. Tausende Arbeitskräfte wurden für den Bau und Betrieb der Sprengstoffwerke während des Krieges gebraucht. Dabei wurden 17.500 Menschen, Frauen wie Männer und sogar Kinder, aus über 20 Nationen zur Zwangsarbeit in die Allendorfer Werke verschleppt. Darunter waren 6.500 Kriegsgefangene, 600 Strafgefangene und 1000 KZ-Häftlinge. Zivilarbeiter/innen aus Nord- und Westeuropa, Italien, Polen und der Sowjetunion Kriegsgefangene aus Frankreich und Serbien, Strafgefangene aus Polen, Belgien und Deutschland, sowie ungarische Jüdinnen lebten auf engstem Raum in Lagern in und um Allendorf.
Nach diesem Vortrag schauten wir uns die Ausstellung im DIZ an. Das DIZ befindet sich im Seitenflügel des restaurierten, denkmalgeschützten Aufbaugebäudes (ehemals Verwaltungssitz der Dynamit-Nobel AG) mitten im Stadtzentrum. Besondere Aufgabe des DIZ ist die Aufarbeitung und Dokumentation der Situation der Zwangsarbeiter/innen in den Lagern und Sprengstoffwerken rund um Allendorf in dieser Zeit. Besonders im Gedächtnis geblieben sind uns aus der Ausstellung die ungefüllten Granaten und ein Buch. Die Granaten durften wir hochheben um zu gucken wie schwer diese sind, obwohl sie ungefüllt waren (bis zu 50 Kilo). Dies nutzte zur besseren Verständnis der Schwerarbeit, die die meist untergewichtigen Zwangsarbeiter machen mussten. Das Buch hingegen war voll mit Namen von Menschen, die im Krieg umkamen. Das ist eigentlich eher ein trauriger und schockierender Anblick gewesen, aber genau aus diesem Grund ist er uns in Erinnerung geblieben.
Danach ging es weiter mit einem Film, in dem Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichteten. Die Frauen mussten in Allendorf täglich zwischen 8 und 12 Stunden, mit einer halbstündigen Pause, arbeiten. Für ihre Arbeit erhielten sie allerdings keinen Lohn. Sie wurden überwiegend in den Bombenfüllstellen eingesetzt, wo sie das giftige TNT verfüllen mussten. Oft mussten sie auch die bis zu 50 kg schweren Bomben selbst tragen. Die Zwangsarbeiter/innen waren in 10 Lagern und 6 Siedlungen untergebracht. Vor allem die Holzbaracken der Lager waren eng belegt, boten kaum Schutz vor den Wetterverhältnissen und auch die hygienischen Verhältnisse waren dort meist katastrophal. Schwerstarbeit, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen, Unterernährung und in einigen Fällen Misshandlungen bestimmten ihre tägliche Lebenssituation. Am 19. August 1944 trafen dann 1000 jüdische Ungarinnen aus Auschwitz im Lager Münchmühle bei Allendorf ein. Diese fühlten sich allerdings, nicht so wie die anderen, wie im Himmel, aufgrund der noch viel gravierenderen Verhältnisse in Auschwitz.
Zuallerletzt machten wir eine Stadttour mit dem Bus, bei der wir uns das ganze Ausmaß der DAG und WASAG anschauen konnten. Unser letzter Halt war die Gedenkstätte des Lagers Münchmühle, die 1988 an der Stelle des ehemaligen Lagers errichtet wurde. Nach diesem lehrreichen und spaßigen Tag, sind wir dann wieder nach Hause gefahren.